Historischer Verein Wegberg e.V.

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Panorama-Aufnahme Wegberg mit Burg Wegberg, Forum, Wegberger Mühle, Rathaus und Pfarrkirche St. Peter & Paul, Foto: Heinen
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Wegberger Ortsteile > Rath-Anhoven
Auf der Suche nach weiteren Verlegeorten der Fliesetableaus "St. Georg" und dem "Papstwappen"
Die Mettlacher Fliesentableaus
in Kirchen in Deutschland
Vorwort
Vielen Dank, dass Sie auch diese Seite aufgerufen haben. Sie zeigt die Recherchen der Suche nach weiteren Verlegeorten der Mettlacher Fliesentableaus in Kirchen in Deutschland. Ausgangspunkt war die "Entdeckung" von zwei recht seltenen Fliesentableaus der damaligen "Mosaik-Fabrik Villeroy & Boch in Mettlach".
Hermann-Josef Heinen
Fliesentableau "Päpstliches Wappen"", Villeroy & Boch,
Fotos (2): Hermann-Josef Heinen, Okt. 2011
Fliesentableau "St. Georg im Kampf mit dem Drachen", Villeroy & Boch
s.a.: Unterwegs in Wegberg, Ausgabe 1/2011
Auf der Suche nach ...
St. Georg und Leo XIII.
Die Darstellung des Heiligen Georg als Drachentöter ist allgemein bekannt. Weitere Erklärungen finden Sie weiter unten auf dieser Seite unter Erläuterungen und Hintergründe.
Schwieriger gestaltete sich die Erklärung des "Papstwappens". Die Darstellung gibt zunächst keinen Hinweis, um welchen Papst es sich handelt. Eine Bildsuche im Internet war hilfreich, als ich auf die Website "Die Geschichte der Fliese" von Wilhelm Joliet stieß und auf das Werksarchiv der Mosaik-Fabrik Villeroy & Boch in Mettlach aufmerksam wurde.
Dort findet sich ein Musterblatt, dass die beiden Motive als einen gemeinsamen Entwurf zeigt. Dieses diente als Vorlage für die Produktion von Villeroy & Boch als Motiv No. 516 für den "St. Georg" und als Motiv No. 517 für das "Papstwappen".
Heutige Lage des Fliesentableaus "Sankt Georg kämpft mit dem Drachen", Foto: Hermann-Josef Heinen, April 2023
Ausschnitt aus einer Mappe mit 184 Musterblättern der Mosaik-Fabrik Villeroy & Boch, Mettlach 1886 (Württembergische Landesbibliothek Stuttgart, 32/80213)
Dieses Musterblatt wurde entworfen von Philipp Baum (1849-1886), einem Architekten mit dem Schwerpunkt auf kunstgewerbliche Arbeiten. Seine bedeutendsten Entwürfe für Villeroy & Boch sind für die Bodenfliesen aus Mettlacher Platten und die Stiftmosaike für die Stiftskirche zu Einsiedeln der Schweiz.
Zu welchem Anlass und warum Philpp Baum diesen Entwurf anfertigte und weshalb er diese Zusammenstellung von Papstwappen und St. Georg wählte, erfahren Sie weiter unten auf dieser Seite unter Weitere Erläuterungen und Hintergründe.
Das Jahr der Entstehung bzw. der Veröffentlichung des Entwurfs 1886 lässt nun einen Rückschluss auf den damals amtierenden Papst zu. Es handelt sich um Papst Leo XIII. (* 2. März 1810 in Carpineto Romano als Vincenzo Gioacchino Pecci; † 20. Juli 1903 in Rom). Er war von 1878 bis 1903 der 256. Papst der römisch-katholischen Kirche.
Anlass dieses Entwurf war vermutlich das anstehende Goldene Priesterjubiläum von Leo XIII. zum Jahreswechsel 1987/88. Leider konnte Philipp Baum diese außerordentlichen Feierlichkeiten nicht mehr erleben.
Mehr zu diesem Papst und seinem Wirken während des Kulturkampfes sowie über die anschließende besondere Verehrung bei der katholischen Bevölkerung können Sie weiter unten auf dieser Seite unter Historische Hintergründe lesen.
Exkurs: Villeroy & Boch Keramische Werke - Mosaik-Fabrik (Mettlach)
Die Villeroy & Boch AG geht  auf eine Töpferei in Autun-le-Tiche in Lothringen zurück, die der  Eisenschmelzer Jean-François Boch (1700-1754) 1748 dort gegründet hatte.  Der heutige Name entstand 1836 anlässlich der Fusion mit der  Steingutfabrik Villeroy. Diese war 1791 von Nicolas Villeroy (1759-1843)  in Wallerfangen ins Leben gerufen worden. 1843 eröffnete das erste  gemeinsame Werk, die Cristallerie. 1856 wurde die erste selbstständige  Steingutfabrik in Dresden gegründet, 1869 eine Mosaikfabrik in Mettlach  im Saarland.
Mit diesen Mosaikplatten wurden zunächst - entsprechend dem Boom an neuen Eisenbahnlinien - Bahnhöfe ausgestattet. Ab den 1870er Jahren traten Kirchen hinzu, insbesondere ab den 1880er Jahren im Zuge der Entspannung des Kulturkampfes in Württemberg, Elsass-Lothringen, den linksrheinischen Bistümern Trier, Aachen und Köln sowie im Ruhrgebiet, wie auch Schlösser und Villen, seit den 1890ern auch Krankenhäuser, Molkereien und Maschinenräume.
1890 gestaltete Villeroy  & Boch ein Bodenmosaik für den Kölner Dom, ein Bauwerk von hohem nationalen Symbolgehalt, das im 19. Jahrhundert  wiederaufgebaut wurde. Innerhalb von fünf Jahren wurde dieses 1300 qm  messende Mosaik angefertigt und verlegt.
Das Werksarchiv der Mosaikenfabrik Villeroy & Boch
Im Werksarchiv der Firma Villeroy & Boch gibt es ein "Verzeichnis der größeren öffentlichen Bauten", in welchen in den Jahren 1852 bis 1894 Mettlacher Mosaik- und Wand-Platten-Verblender sowie Stiftmosaiken ausgeführt wurden.
Dem Verzeichnis des Werksarchivs können detaillierte Informationen über Jahrgang, Namen der Bauten bzw. Kirchen, Verlegeorte und verlegte Fläche entnommen werden, so sind z.B. auf Seite 29 für die kath. Kirche in Immerath bei Erkelenz sind im Jahr 1890 450 qm Mettlacher Mosaikplatten nachgewiesen. Leider finden sich keine Hinweise für die Verlegung in der Kirche St. Rochus Rath-Anhoven.
Mosaikfliesen in Deutschland
- Verlegeorte der Fliesentableaus "St. Georg" und "Papstwappen"
In seiner ausführlichen Beschreibung der "Geschichte der Fliese" führt Wilhelm Joliet drei Kirchen in Deutschland auf, in denen die Tableaus "St. Georg" (No. 516) und das "Papstwappen" (No. 517) und verlegt worden sind.
  • die Liebfrauenkirche in Dortmund
  • die Pfarrkirche St. Gudula in Rhede und
  • in der Sankt-Anna-Kapelle in Haltern am See.

Bis zum April 2023 waren Herrn Joliet die Fliesentablaus in derKirche St. Rochus in Rath-Anhoven nicht bekannt.
> Siehe hierzu im Folgenden meine Recherchen, meist auch vor Ort.

Mettlacher Bildplatten in der Liebfrauenkirche in Dortmund
Die beiden von Philipp Baum entworfenen Fliesen-Tableaus "St. Georg" und das "päpstliche Wappen" wurden durch die Mosaik-Fabrik Villeroy & Boch anlässlich des Goldenen Priesterjubiläums von Papst Leo XIII am 31. Dezember 1887 hergestellt und sind erstmals in der Liebfrauenkirche in Dortmund verlegt worden.
Quellen & weitere Informationen: > Die Geschichte der Liebfrauenkirche Dortmund
Die Kirche wurde von 1881 bis 1883 nach dem Entwurf des renommierten Wiener Architekten Friederich von Schmidt erbaut.
Allerdings sind die beiden Motive nicht mehr vorhanden. Das Kirchenschiff wurde während des Zweiten Weltkriegs, besonders in der Bombennacht zum 5. Mai 1943, stark beschädigt und die Fliesen-Tableaus wurden hierbei zerstört.
Das Kirchengebäude wurde zwischenzeitlich teilprofanisiert und wird seit 2009 als Grabeskirche Liebfrauen genutzt.
Laut einer ersten telefonischen Auskunft im Jahre 2023 von Frau Strotmeier von der Grabeskirche Liebfrauen könnten noch einige wenige Reste der Mettlacher Platten vorhanden sein. Diese konnte ich Pfingsten 2025 in der linken ehemaligen Seitenkapelle, jetzt ohne Altar, entdecken. (siehe rote Markierung auf dem Grundriss der Grabeskirche)
Blick von Eingang in das Kirchenschiff der heutigen Grabeskirche Liebfrauen
Die linke Seitenkapelle mit den Resten der ursprünglichen Fliesenbodens
Der kleine Rest der nach dem Bodenangriff auf Dortmund zwar beschädigten, aber noch verwendbaren Bodenplatten mit den typischen Motiven der Mosaik-Fabrik Villeroy & Boch Mettlach
Fotos: Hermann-Josef Heinen, Pfingsten 2025
Mettlacher Mosaikplatten in der Annaberg-Kapelle in Haltern am See
Die Wallfahrtskapelle in Haltern auf dem Annaberg ist der hl. Anna Selbdritt gewidmet und gehört zur Pfarrei St. Sixtus Haltern am See.
Die Annaberg-Kapelle bei Haltern am See
Blick in den Chorraum mit dem Hochaltar
Die Wallfahrtskapelle in Haltern auf dem Annaberg gehört zur Pfarrei St. Sixtus Haltern am See. Sie ist der Heiligen Anna Selbdritt gewidmet. Die schon 1378 als St. Anna Selbdritt erwähnte Kapelle ist seit 1556 Ziel von Wallfahrten. Die heutige schlichte Kapelle wurde 1674 als Saalkirche mit eingezogenem Altarraum erbaut. Auf der rechten Seite des Kirchenschiffes steht sich in einer verschlossenen Nische das Gnadenbild der Heiligen Anna Selbdritt, eine Holzschnitzerei aus dem 15. Jahrhundert

(Foto: Pfarrei St. Sixtus)
Gleich beim Betreten der Kapelle gewahrt man im Mittelgang die typischen Fliesen der Sinziger Mosaikfabrik mit verschiedenen Tier-Motiven. Diese sind im Katalog "Unsere Muster" von 1895 den Nummern No.621 bis 624 veröffentlicht.



Am Ende des Mittelganges befindet sich der Zelebrationsaltar, ein gußeiserner Tisch, der fest im Boden eingelassen ist. Erst auf den zweiten Blick entdeckt man darunter das Fliesen-Tableau "Päpstliches Wappen" aus Mettlach.
Das "Päpstliche Wappen" am Originalverlegeort und dank des schützenden Zelebrationsaltars in einem ausgezeichneten Zustand
Das "Päpstliche Wappen" unter dem Zelebrationsalter, aufgenommen in planer Ansicht mit "erhellender" Unterstützung der Küsterin der Annaberg-Kapelle Christine Nestola.
Im Übergang vom Kirchenschiff zum Chor findet sich ein Fliesenband mit einem weiteren typischen Tiermotiv von Villeroy & Boch: der Hirsch als Bezwinger des Bösen, eingerahmt mit den Mettlacher Platten No. 266.
Sankt-Anna-Kapelle bei Haltern am See
Im Chor unmittelbar vor der Kommunionbank findet sich das zweite Fliesentableau aus Mettlach: Der Hl. Georg im Kampf mit dem Drachen.
Sankt-Anna-Kapelle bei Haltern am See
Sankt-Anna-Kapelle bei Haltern am See
Das Tableau "St. Georg" besteht aus einem mehrteiligen Fliesenbild. Das innere Bildmotiv setzt sich wiederum aus 16 Bildfliesen zusammen, je 17 x 17 cm, insgesamt also 68 x 68 cm groß. Es zeigt  St. Georg als Ritter auf einem Pferd im Kampf mit dem Drachen.
Umrandet ist das Fliesenbild mit weiteren 16 rechteckigen Platten (17 x 8,5 cm) sowie mit vier quadratischen Fliesen (8,5 x 8,5 cm) an den Ecken des Motivs.
Umlaufende ist ein lateinischer Text zu lesen:



Dies ergibt zusammengefügt (mit Ergänzungen in Kleinbuchstaben):
GEORGIUS . FIDEL issi MuS MILES . XRI . OFELIX . ET . INCLITUS . DomiNI. PROELIATOR
dt.: Georg, getreuer Soldat Chrisiti, glücklicher und berühmter Krieger des Herrn
Sankt Georg (lateinisch: Georgius) ist ein legendärer christlicher Heiliger. Er erlitt   gemäß Überlieferung unter Diokletian (284-305) ein Martyrium. Sankt Georg zählt zu den vierzehn Nothelfern. Seine Attribute, sind seine Darstellung als Ritter mit Lanze und der von ihm getötete Drache.

Zur Hervorhebung gegenüber dem restlichen Fliesenboden ist das Tableau mit auswendig ornamierten Flesen der Mosaikfabrik Mettach eingerahmt.

Ein weiteres, eher seltenes Fliesen-Motiv aus Mettlach findet sich gleich mehrfach im Kirchenschiff.
  Mehr über die Annaberg-Kapelle und ihre wechselvolle Geschichte erfahren Sie im Kirchenführer "Wallfahrtskirche Annaberg", Verlag Schnell & Steiner, 3. Auflage 1998 (bereit gestellt von Frau Füßner, Pfarrei St. Sixtus, Haltern am See)
Fotos von und aus der Annaberg-Kapelle, mit Ausnahme des Gnadenbildes von Hermann-Josef Heinen
Mettlacher Mosaikplatten in der Pfarrkirche St. Gudula in Rhede
Laut Wilhelm Joliets "Geschichte der Fliese" wurden Fliesen aus Mettlach, im Besonderen auch verschiedene Fliesentableaus nach den Entwürfen von Philipp Baum nicht nur in der Liebfrauenkirche in Dortmund, sondern auch später in St. Gudula (Baubeginn 1898) in Rhede verlegt. Wie Diakon Heiner Renzel vorab mitteilte, sind trotz umfangreicher Umbaumaßnahmen noch viele Bodenfliesen und Mosaik-Tableaus von Villeroy & Boch im Gegensatz zu den in der Liebfrauenkirche Gott sei Dank noch erhalten.
Fotos aus St. Gudula: Hermann-Josef Heinen
Der Bau wird von Fachleuten als bedeutendstes Exemplar einer neugotische Kirche im Westmünsterland bewertet, auch wegen ihrer vorzüglich dazu passenden, kunsthandwerklich wertvollen neugotischen Innen-ausstattung, die weitgehend erhalten blieb. Auch die großartigen Farbfensterbänder haben den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden. Neben dem Hauptaltar, den zwei Seitenaltären (Marien- und Josefsaltar) und dem reichverzierten Chorgestühl haben sich von der Originalausstattung unter anderem noch zahlreiche Skulpturen, die Beichtstühle, die prachtvolle, aus Eichenholz geschnitzte Kanzel erhalten.
Der Kirchenraum wurde in den 60er Jahren umgebaut. Im Zentrum wurde ein neuer Altarraum auf  einer das Oktogon aufgreifenden achteckigen Altarinsel mit Altartisch  und Ambo aus weißem Carrara-Marmor gebildet.
Wie auf dem Foto erkennbar, wurden hierbei allerdings neue "moderne" Bodenfliesen verlegt. Immerhin wurden die besonderen Bildmotive von Villeroy und Boch weiterhin verwendet und an anderer Stelle verlegt.
Leider ist beim Verlegen des Fliesentableaus "St. Georg" - wie auch in anderen Kirchen - ein Missgeschick passiert: Zwei umrandende Textfliesen sind hiebei vertauscht worden
Detail-Aufnahme: Fliesentableau "St. Georg" - ohne umliegenden Fliesenboden
Fläche zwischen Oktogon und Fläche vor dem Hochaltar
Vor dem Hochaltar ist eine eine große Fläche mit Mosaik-Fliesen von Villeroy & Boch verlegt worden.
Detail aus der Fläche: Der Hirsch, der Schlangen zertrampelt, gilt als Bezwinger des Bösen
In den Seitenschiffen findet sich weitere Motive mit dem Hirsch, umrandet mit Mosaiken von Villeroy & Boch.
An der Ecken der Fläche vor dem Hochaltar finden sich vier kultur- und   architekturgeschichtlich   wertvolle Mettlacher Mosaikplatten.
Der Löwe symbolisiert das Element Erde.
Der Adler symbolisiert das Element Luft.
Der Fisch symbolosiert das Element Wasser.
Der Salamander symboliisiert das Element Feuer
Zur Bedeutung von St. Gudula in Rhede
Pfarrpatronin war von Anbeginn die heilige Gudula aus Brabant/Belgien
(* um 650, + 8.Jan.712). Es ist das einzige Gudula-Patrozinium in Deutschland.
Mit dem heutigen Kirchbau wurde im Jahre 1898 begonnen, der bereits nach dreijähriger Bauzeit vollendet war.
Die Einweihungsfeierlichkeiten fanden am 12. Juni 1901 statt. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts hatte sich eine kunstgeschichtliche Wende durchgesetzt, wonach die klassizistische Neubaugestaltung zugunsten der neuen Form "Neugotik" weichen musste. Der Kirchenvorstand beauftragte das in dieser Bauform hervorragend geeignete Architekturbüro Hertel in Münster mit der Planung und Realsisierung des Neubaues. Vorrangig war es Regierungsbaumeister Hilger Hertel der Jüngere, der hier in den Jahren 1898 bis 1901 sein neugotisches Meisterwerk setzte.
> Fotos aus der Kirche St. Gudula: Hermann-Josef Heinen
> Weitere Fotos aus St. Gudula in Rhede sehen Sie in einer > Bildergalerie (i.V.)
Mettlacher Fliesen in Kirchen in den Niederlanden
- Verlegeorte der Fliesentableaus "St. Georg" und "Papstwappen"
Auch in den Niederlanden setze sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts der neugotische Stil beim Bau von Kirchen durch. Neben Pierre Cuypers war Wilhelm Victor Alfred Tepe (* 1840 in Amsterdam - † 1920 in Düsseldorf) einer der bedeutensten Architekten der Neugotik in den Niederlanden.
Die Tätigkeit der St. Bernulphusgilde ist in einem Kirchenfenster der St. Michaelskirche in Schalkwijk festgehalten.
Tepe war führender Architekt der St. Bernulphusgilde, einer Gruppe katholischer Geistlicher, die die Wahrung der nationalen Tradition und Fachkunde in religiöser Kunst und Architektur zum Ziel hatten und die in der niederländischen Neugotik großen Einfluss hatte.
Die durch die niederrheinische Gotik inspirierte Neugotik dieser Utrechter Schule unterscheidet sich deutlich von der moderneren Amsterdamer Schule  rund um Cuypers.
Tepes Kirchen zeichnen sich durch einen meist einfachen, aber  durchdachten Baustil aus, mit nach Möglichkeit hohen Westtürmen.  Aufwändige Ornamente an den Außenseiten sucht man vergeblich. Ausnahme  sind die typisch rheinländischen Balustraden, Nischen und Ziertürmchen  an den Stirnfassaden an einigen von Tepes Bauwerken.
Von 1865 bis 1867 arbeitete Tepe in Köln für einen der wichtigsten deutschen Architekten der Neugotik, Vincenz Statz, und war auch an der Restauration des Kölner Doms beteiligt. 1867 kehrte Tepe nach Amsterdam zurück, wo er bei einem Architekten namens Ouderterp arbeitete. 1872 zog er nach Utrecht. Dort wurde er zu einem der wichtigsten Unterstützer der St. Bernulphusgilde.
Insbesondere der Gebrauch von einheimischen Materialien wie Backsteine war von Bedeutung. So entwarf Tepe zwischen 1871 und 1905 70 Backsteinkirchen. Die Innenausstattung der Kirchen wurde in vielen Fällen durch Künstler, die ebenfalls der St. Bernulphusgilde angeschlossen waren, ausgeführt. Alfred Tepe arbeitete in mehreren Kirchen, so auch in Raalte, mit dem Bildhauer Friedrich Wilhelm Mengelberg (* 1837 Köln - † 1919 Utrecht) zusammen.
P. M. Heijmink Liesert führt in seinem Buch über die Kirche in Schalwijk "De Kathedraal van het Sticht" eine Reihe von Kirchen auf, die von Architekt Alfred Tepe entworfen worden sind:
  • 1874–1875 Jutphaas: St. Nikolauskirche (Sint-Nicolaaskerk)
  • 1874–1876 Arnhem: St. Martinskirche (Sint-Martinuskerk)
  • 1876 - Mijdrecht-Wilnis
  • 1876–1877 Utrecht: St. Willibrord (Utrecht) (Sint-Willibrorduskerk)
  • 1877 - Beesd
  • 1878–1879 Schalkwijk: St. Michaelskirche (Sint-Michaëlskerk)
  • 1879 - Vianen
  • 1880–1881 Harlingen: St.-Michael-Kirche (Sint-Michaëlskerk)
  • 1881–1883 Amsterdam: Sint-Franciscus Xaveriuskerk
  • 1883 - Vinkeveen
  • 1885 - Houten
  • 1885 - Maarsen
  • 1885–1887 IJsselstein: St. Nikolauskirche (Sint-Nicolaaskerk)
  • 1888 - Benschop
  • 1891–1892 Raalte: Kreuzerhöhungsbasilika (H. Kruisverheffingskerk)
  • 1895–1897 ’s-Heerenberg: St. Pankratius
  • 1897 Tubbergen: St. Pancratius
  • 1899 - Everdingen
  • 1899–1901 Utrecht: Sint-Martinuskerk
  • 1904–1906 Bawinkel: St. Alexander

Für Bodenbeläge in den von Tepe erbauten Kirchen hatte Villeroy & Boch Mettlach fast eine Monopolstellung. Besonders schöne Arbeiten mit Mettlacher Platten wurden von Villeroy & Boch in folgenden Kirchen ausgeführt:
  • 1887 - Heilige Michaëlkerk in Schalkwijk
  • 1889 - Sint Nicolaasbasiliek in Ijsselstein
  • 1890 - Onze-Lieve-Vrouwe-Hemelvaart in Vianen
  • 1891 - Onze-Lieve-Vrouwe-Hemelvaart in Houten
  • 1891-92 - Basiliek van de Heilige Kruisverheffing in Raalte

In St. Michael in Schalkwijk und in der Kreuzerhöhungskirche in Raalte wurden auch die Mettlacher Bildtafeln No. 516 "St. Georg" und No. 517 "Papstwappen" verlegt. (siehe die weiteren Ausführungen)

Wilhelm Joliet nennt auf seiner Website "Die Geschichte der Fliese" noch zwei weitere Kirchen in den Niederlanden:
  • St. Antonius von Padua in Kortenhoef und in der
  • Petrus und Paulus-Kirche in Hengevelde
Er beruft sich hierbei auf die Publikationen von P.M. Heijmink Liesert. Er belegt dies allerdings lediglich mit Fotos aus Raalte und einem Foto (St.Georg) aus Schalkwijk.


Mettlacher Bildplatten in der Kreuzerhöhungsbasilika in Raalte, Overijssel, NL
Die zum Erzbistum Utrecht gehörende römisch-katholische "Basiliek van de Heilige Kruisverheffing" wurde in den Jahren 1891 und 1892 als dreischiffige Hallenkirche mit Turm nach einem Entwurf von Alfred Tege in neugotischem Stil errichtet.
Basiliek van de Heilige Kruisverheffing in Raalte, NL, Overijssel
Der neugotische Hochaltar und zwei Seitenaltäre wurden in der Werkstatt von Friedrich Wilhelm Mengelberg, wie Alfred Tepe Mitglied der St. Bernulphusgilde, ausgeführt.
Petrus Matthias Snickers, Erzbischof von Utrecht, weihte die Kirche am 19. Oktober 1892 ein. Sie erhielt neben dem Patrozinium des heiligen Kreuzes auch das des hl. Antonius von Padua. Am 25. April 1992 wurde die Kirche zur ‚Basilika minor‘ erhoben. Dies ist ein Ehrentitel, den der Papst einem bedeutenden Kirchengebäude verleihen kann. Die Kreuzerhöhungsbasilika ist als Rijksmonument 32265 eingetragen.
Architekt Alfred Tepe ließ 1891 die Kirche in Raalte umfangreich und mit besonders schönen Motiven aus der Mosaik-Fabrik Villoroy & Boch ausstatten. Da es in Raalte - Gott sei dank - keine Modernisierungs- und Umbaumaßnahmen gegeben hat, finden sie sich auch heute (2025) noch an den originalen Verlegeorten. Hierzu zählet ein sternenförmiges Ornament, das bereits im Eingangsbereich beeindruckt. Auch findet sich in Raalte vor dem Altarpodest das Fliesentableau "St. Georgius" (St. Georg, ndl. St. Joris, V&B, No. 516) sowie in den beiden Seitenschiffen vor den Seitenaltären das Fliesentableau "Papstwappen" (V&B, No. 517) gleich zweifach!
Sternenförmiges Ornament im Eingangsbereich der Kirche
Fliesen-Tableau "St. Geogius" vor dem Altarpodest
Detail: Sternenförmiges Ornament im Eingangsbereich der Kirche
Detail: Fliesen-Tableau "St. Geogius" vor dem Altarpodest
Mosaik-Tableau "Papstwappen" vor dem linken Seitenaltar
Mosaik-Tableau "Papstwappen" von dem rechten Seitenaltar
Detail; Fliesen-Tableau "Papstwappen"
Quellen:
Geschiedenis van Raalte, Th. A.M. Thielen en H. Kruisverheffing 1892-1992, W.G.Th. Ramaekers o.s.b
Fotos:
Hermann-Josef Heinen, 2025
> weitere Fotos von der Kirche sehen Sie in einer Bildergalerie (i.V.)
Mettlacher Fliesen in der Pfarrkirche St. Michael in Schalkwijk, NL
Schalkwijk ist ein Ort in der Provinz Utrecht. Die H.Michaëlkerk ist eine römisch-katholische Pfarrkirche im niederländischen Dorf Schalkwijk (Gemeinde Houten). Die Kirche ist dem Erzengel Michael geweiht.
Die St.-Michael-Kirche stammt aus dem Jahr 1879 und ist eine neugotische Kreuzbasilika. Der Hauptarchitekt ist Alfred Tepe. Die Innenausstattung wurde von Friedrich Wilhelm Mengelberg entworfen. Die Kirche hat einen hohen Westturm.
Pfarrkirche St. Michael in Schalkwijk, NL
H.Michaëlkerk in Schalkwijk
Gemeinde Houten, Provinz Utrecht
Jonkheer Ramweg 18,
3998 JP Schalkwijk, Niederlande
Telefon: +31 6 29473968
Die St. Michaelskerk in Schalkwijk wurde in der Jahren 1877 bis 1879 erbaut. Man nennt sie auch "De Kathedral an het Sticht" (so auch der Titel des Buches von P.M. Heijmink Liesert). Sie verdankt diesen Namen ihrer enormen Höhe und Größe.
"Het Sticht" war das Gebiet, über das die Bischöfe von Utrecht im Mittelalter ihre Herrschaft als lokale weltliche Autorität ausübten.
Die St. Michaeliskirche ist einer der Höhepunkte in der Karriere des Architekten Alfred Tepe. Sie ist eine große, dreischiffige, kreuzförmige Basilika im neugotischen Stil. Nur wenige Kirchen sind so reich mit Ornamenten wie diese verziert, mit Nischen, Balustraden und Fialen. Das Querschiff ist viel detailreicher als üblich für Tepe und zeigt Einflüsse der norddeutschen Gotik.
Der Turm ist mit Blendnischen verziert; die tribünenartigen Nischen im dritten Turmsegment wurden von denen der reformierten Kirche in Houten inspiriert. An der Südseite des Chors befindet sich eine achteckige Sakristei mit einem hölzernen Dachreiter. Das Seitenschiff hat auf der Nordseite einen polygonalen Abschluss, auf der Südseite ist ihm eine polygonale Kapelle vorgelagert. Beidseitig des Mittelschiffs schließen sich an die Seitenschiffe kleine Räume an. Der südliche Raum besitzt einen achteckigen Treppenturm.
Der Innenraum Pfarrkirche St. Michael in Schalkwijk beeindruckt durch seine polychrome und farbenfrohe Bemalung und aufwändige Boden- und Wandfliesen.
Nach der Restaurierung 2010/11 erstrahlt der Innenraum von allen Seiten. Anschließend wurde die polychrome und farbenfrohe Bemalung fachmännisch gepflegt, die die Mitglieder der St. Bernulophus-Gilde hier Ende des 19. Jahrhunderts geschaffen haben.
Der Innenraum Pfarrkirche St. Michael in Schalkwijk beeindruckt durch seine polychrome und farbenfrohe Bemalung und aufwändige Boden- und Wandfliesen.
Andachtsstatuette der "Maria van Schalkwijk" aus dem 14. Jh. vor der aufwendigen Wandgestelatung mit Wandfliesen der Mosaik-Fabrik Villeroy & Boch
Figur des Heilgen Antonius von Padua, Otto Maria Maximilian Mengelberg (Aachen-Burtscheid 1867 - Utrecht 1924), vor der aufwendigen Wandgestelatung mit Wandfliesen der Mosaik-Fabrik Villeroy & Boch
P.M. Heijmink Liesert hat auch zur Verlegung der Bodenfliesen recherchiert und dies ausführlich in seinem Buch über die Schalkwijker Kirche geschildert. Als Zeitraum der Verlegearbeiten der Mettlacher Boden und Wandfliesen nennt er den August 1887. Darüber hinaus kann er auch die Stifter mit ihrem Namen und die Höhe der Spenden belegen.
Die kurze Bauzeit der Kirche von 1877 bis 1879 blieb nicht ohne Folgen, denn einige Jahre später traten Mängel zutage. Aufsteigende Feuchtigkeit beschädigte den Innenraum und es entstanden Risse im Mauerwerk. Letztlich befand sich die Kirche in einem so schlechten Zustand, dass über einen Abriss nachgedacht wurde. Glücklicherweise wurde 1930 eine andere Entscheidung getroffen.
Auch der Mettlacher Fliesenboden war in einem sehr schlechten Zustand. Bei der umfangreichen Restaurierung 1931–1933 wurde der Boden 1931 entfernt und im Juli 1932 weitgehend neu verlegt. Der Boden wurde 1987 erneut restauriert.
Im Februar 2010 wurde erneut mit der grundlegenden Stabilisierung und Sanierung der Kirche begonnen. Die abgeschlossene Restaurierung wurde am 2. Juni 2011 feierlich gefeiert. Der Mettlacher Fliesenboden ist wieder ein wesentlicher Bestandteil der Innenausstattung von St. Michael.

Gleich im Eingangs wurden die auch in Raalte verlegten Fliesentableaus mit den Tiersymbolen verlegt, allerdings mit einer anderen Randeinfassung.
Fliesentableau "Löwe"
Fliesentableau "Fisch"
Fliesentableau "Adler"
Fliesentableau "Salamander"
Vor den Seitenaltären und Gängen finden sich weitere Motivfliesen.

Fliesentableau "Hirsch mit Schlange" in der Pfarrkirche St. Michael in Schalkwijk, NL
Bodenfliese in der Pfarrkirche St. Michael in Schalkwijk, NL.
Vor dem Altarpodest im Kirchenschiff ist ein großes Fliesentableau in den Boden eingearbeitet, das Georgius oder den Heiligen Georg in Rüstung zu Pferd zeigt.
 
 
Georgius oder St. Georg ist das Symbol des kämpferischen Christen, der die Kirche verteidigt. Er wurde zum Schutzpatron der Ritter (insbesondere der Kreuzfahrer), der Kavallerie und der Pfadfinder.
Fliesentableau "St. Georg"
Fliesentableau "St. Georg" in der Pfarrkirche St. Michael in Schalkwijk, NL
Bei den Renovierungsarbeiten 1931-1932 ist ein Missgeschick passiert: P.M. Heijmink Liestert (1995, S.51-52) schreibt hierzu (dt. Übersetzung):
Sechzehn Kacheln mit Text wurden wie eine Randbeschriftung um das Kacheltableau herum platziert. Bei der Restaurierung im Jahr 1931 wurden alle Fliesenböden aus dem Kirchengebäude entfernt und 1932 zurückgegeben oder durch andere ersetzt. Die sechzehn Kacheln rund um das Kacheltableau des Heiligen Georg wurden nicht in der richtigen Reihenfolge zurückgegeben. Dies wurde später entdeckt, aber es konnte nichts geändert werden.
1987 wurde dieses Tableau, das 1964 unter der provisorischen Altarbühne gelandet war und daher nicht mehr sichtbar war, durch die Platzierung vor der letzten Altarbühne wieder sichtbar gemacht. Aufgrund der Unwissenheit der am Umzug im Jahr 1987 beteiligten Personen wurden die Fliesen nicht in der richtigen Reihenfolge verlegt.
Der Text in der Reihenfolge der sechzehn Kacheln lautet jetzt: GEO RI.O US.F IDE LMS TOR .DNI. X.ET. FELI ELIA PRO RGI .MIL ES.X .INCL ITUS
Die richtige Reihenfolge sollte sein: GEO RGI US.F IDE LMS .MIL ES.X RI.O FELI X.ET .INCL ITUS .DNI. PRO ELIAH TOR
Der korrekte Text lautet dann: Georgius fidel(issi)m(u)s miles Xri (= Christi) o felix et inclitus D(omi)ni proeliator.
(O Georgius, der treueste Soldat Christi, glücklicher und berühmter Krieger des Herrn).
Die Richtigkeit der korrekten Reihenfolge der sechzehn Kacheln konnte anhand desselben Kacheltableaus in der Pfarrkirche des Heiligen Antonius von Padua in Kortenhoef, außerdem in der Peter-und-Paul-Kirche der Wegdam-Gemeinde in Hengevelde in Twente und auch in der Pfarrkirche der Erhöhung des Heiligen Kreuzes in Raalte in Sallandse überprüft werden. (P.M. Heijmink Liesert, 1995).
Anm.: siehe hierzu das gleiche "Missgeschick" in der Kirche St. Gudula" in Rhede.

Kirche St. Antonius von Padua in Kortenhof
Kortenhoef ist ein Dorf in der Gemeinde Wijdemeren in der niederländischen Provinz Nordholland
1879 erteilte der Erzbischof von Utrecht die Genehmigung, den Bau der Kirche und des Presbyteriums nach einem Entwurf des Architekten Alfred Tepe auszuschreiben. Die Arbeiten begannen im Juli diesselben Jahres und im Juni 1880 wurde die fertige Kirche geweiht.
Algemeine informatie Antoniusparochie
Wim Balk, diakon
Adresgegevens
Kerklaan 24,
1241 CM Kortenhoef
Tel. 035 - 656 1285
E-mail: secretariaat@kanparochies.nl
Openingstijden secretariaat
Dinsdag en donderdag van 9:00 tot 12:00
Contactpersonen:  
Jan Hesp  Anneke Dorlandt

Die Kirche ist wie alle Kirchen von Tepe im neugotischen Stil gehalten. Es handelt sich um eine dreischiffige Hallenkirche mit einem eher schlichten Äußeren, abgesehen von den diagonal angeordneten Strebepfeilern an den äußeren Ecken des Kirchenschiffs.
Das Innere der Kirche
Die gesamte Innenausstattung der Antoniuskirche konnte in relativ kurzer Zeit fertiggestellt werden. Sie wurde im Laufe der Jahre nach den Richtlinien der Sint Bernulphusgilde entworfen und gefertigt. Die Altäre, die ehemalige Kanzel (1939 entfernt) und die Kommunionbank (1967 entfernt) wurden vom Bildhauer Mengelberg gestaltet.
Die Wandfliesen
Das Besondere an dieser Kirche ist die vollständige Fliesenverkleidung aller Wände im Innenraum, eine Seltenheit in unserem Land. Dies geschah aus technischen Gründen, nämlich um das Eindringen von Feuchtigkeit in die Wände zu verhindern. Die bunt verzierten Fliesen waren ein Überbleibsel aus dem Bau des Amsterdamer Hauptbahnhofs und wurden zwischen 1887 und 1900 von Klaas Windt, einem Gemeindemitglied aus ’s-Graveland, angebracht, der dies ganz allein tat.
Die vielfarbigen Fliesen, die auf jeden Besucher, der die Kirche zum ersten Mal betritt, einen überwältigenden Eindruck machen, waren während der Vorbereitungen zur großen Restaurierung der Kirche in den 1980er Jahren Gegenstand heftiger Diskussionen.
Die bedeutendste Veränderung im Inneren erfolgte 1986 mit dem Bau des heutigen liturgischen Zentrums. Hierbei wurden die ursprünglichen Fliesenböden übernommen und in den neuen Boden des liturgischen Zentrums eingearbeitet. Das ursprünglich vor der Kommunionbank befindliche Fliesenmosaik mit der Darstellung des Heiligen Georg mit dem Drachen erhielt dort einen prominenten Platz.
Quelle: Het kerkgebouw van de Antoniusparochie > Website der Pfarre Kortenhoef
Petrus und Paulus-Kirche in Hengevelde
Hengevelde ist ein Dorf in den östlichen Niederlanden in der Provinz Overijssel an der Grenze zum Münsterland.
Die Kirche Peter und Paul in Hengevelde ist 1845 erbaut worden. Sie wurde während des Zweiten Weltkrieges so sehr zerstört, dass sie 1945 abgerissen werden musste.
1953 wurde ein Neubau errichtet. Daher lag die Vermutung nahe, dass die beiden in der alten Kirche verlegten Fliesentableaus "St. Georg" und das "Papstwappen" ähnlich wie in der Liebfrauen-Kirche in Dortmund auch hier zerstört worden wären.
H.H. Petrus en Pauluskerk Hengevelde
Goorsestraat 19
7496 AB  Hengevelde
Niederlande
Prov.: Overijssel


Im Februar 2025 melde sich das Pfarramt von Hengevelde mit einer erfreulichen Nachricht: "Het goede nieuws is dat de beide tegeltableaus behouden zijn en zich  bevinden in de nieuwe kerk die na de Tweede Wereldoorlog is gebouwd.  Pastoor Kormelink heeft zich destijds ingespannen deze twee tableaus uit  de gebombardeerde kerk van Te Riele over te brengen naar de nieuwe  kerk."
Zusammengefasst: Pastor Kormelink hat sich beim Bau der neuen Kirche dafür eingesetzt, dass beide Tableaus gerettet wurden und im Neubau der Kirche wieder einen Platz fanden. Lediglich die Einfassung sei verloren gegangen.
Hier zwei Fotos aus "Peter und Paul" aus Hengefelde, die Jan G.M. Put, Vicevoorzitter/secretaris parochiebestuur Heilige Geestparochie aus Hengevelde zur Verfügung gestellt hat.
Fliesentableau "Papstwappen",
in der Kirche "Peter und Paul",
Hengevelde, NL

Fotos (2):
parochiebestuur Heilige Geestparochie
Fliesentableau "St. Georg",
in der Kirche "St. Peter und Paul",
Hengevelde, NL
Vorläufiges Resumee (März 2025)
Von den bislang bekannten 7 Verlege-Orten in Deutschland und in den Niederlanden ist bereits Dortmund durch Kriegseinwirkung ausgeschieden.
ursprünglich verlegten
Zudem sind die eigentlich zusammengehörigen Fliesentableaus "St. Georg" (No. 516) und "Papstwappen" (No. 517) noch seltener zusammen in einer Kirche zu finden.
in Deutschland:
  • In der Liebfrauenkirche in Dortmund sind beide Motive zerstört,
  • in der Kapelle St. Anna in Haltern am See sind beide Motive gut erhalten.
  • in der Kirche St. Gudula in Rhede ist nur "St.Georg" vorhanden.
in den Niederlanden:
  • In der Kreuzerhöhungsbasilika in Raalte sind beide Motive vorhanden. Das "Papstwappen" ist zweifach verlegt worden.
  • Aus der zerstörten Kirche Petrus und Paulus in Hengevelde sind beide Motive dank des Pfarrers gerettet worden und haben 1953 im Neubau der Kirche ihren Platz gefunden. Hier fehlt noch ein eigener Foto-Nachweis.
  • In der Kirche St. Michael in Schalkwijk ist nur "St. Georg" vorhanden, ebenso in St. Antonius in Kortenhoef. Auch dort fehlt noch ein Foto-Nachweis.
Die beiden zusammengehörigen "St. Georg" und "Papstwappen" sind nur in 4 Kirchen zu finden: außer in der Kirche St. Rochus in Rath-Anhoven, in der Annaberg-Kapelle bei Haltern an See und in der Kreuzerhöhungsbasilika in Raalte (NL) vorhanden sowie, allerdings ohne Umrandung, in der Kirche Petrus und Paulus in Hengevelde (NL).
Als Einzelmotiv ist "St. Georg" in 3 Kirchen zu sehen: in Rhede, in Schalkwijk und in Kortenhoef zu sehen. Das Motiv "Papstwappen" ist als Einzelmotiv vermutlich in keiner Kirche verlegt worden.
Trotz aller Recherchen konnte letztlich nicht die Frage geklärt werden, warum und wann derart selten verlegte Bildplatten der Mosaik-Fabrik Villeroy & Boch in der Pfarrkirche, der heutigen Filialkirche "St. Rochus" in Rath-Anhoven verlegt worden sind.

Quellen

  • mündliche Informationen von Johannes Wyen aus Rath-Anhoven
  • Wilhelm Joliet aus Königswinter für seine Auskünfte zu seiner umfangreichen Sammlung in "Die Geschichte der Fliese".
  • Dr. Christa Grund, V&B Museum
  • Frau Strotmeier, Liebfrauenkirche in Dortmund
  • Diakon Heiner Renzel, St. Gudula in Rhede
  • Jan G.M. Put, Vicevoorzitter/secretaris parochiebestuur Heilige Geestparochie, Heldefelde, NL
  • Angelika Füßner, Pfarre St. Sixtus, Haltern am See
  • Dr. Oliver Karnau, LWL Denkmalpflege

Historischer Verein Wegberg e.V. - 18.02.2021 - Letzte Änderung: 19.02.2025

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